top of page

Verhütung ohne Hormone

Lange galten hormonelle Verhütungsmittel als ein Segen der Selbstbestimmung für Frauen, aber in den letzten Jahren wendet sich das Blatt recht deutlich. Immer mehr Frauen sind nicht dazu bereit, ihren Körper von der Pubertät bis nach den Wechseljahren einem ständigen Beschuss von künstlichen Hormonen auszusetzen. Auch bemerke ich in der Praxis eine große Verunsicherung bezüglich der möglichen Nebenwirkungen, sei es Thrombose, Erhöhung des Brustkrebsrisikos oder Depressionen, um nur einige zu nennen.

Und so nimmt das Thema hormonfreie Verhütung einen großen Beratungsraum in meiner Praxis ein.

Da sich hier eine deutliche Ambivalenz zeigt, Skepsis gegenüber hormonellen Verhütungsmitteln einerseits, aber auch eine große Sorge und Unwissenheit bezüglich der Sicherheit der hormonfreien Methoden, möchte ich hier ein klein wenig Aufklärungsarbeit leisten.

Exemplarisch für eine Reihe von Möglichkeiten möchte ich gerne hier und in dem folgenden Thread zwei Wege aufzeigen: die Naürliche Familienplanung (NFP), auch als symptothermale Methode oder natürliche Fruchtbarkeitswahrnehmung benannt und das Diaphragma, hier speziell das relativ neue Caya-Diaphragma.

NFP ist ein international verwendeter Begriff, der ein mittlerweile ein wissenschaftlich absolut umfangreich untersuchtes System bezeichnet. Es ist hervorragend zur Verhütung, aber auch für Kinderwunschpaare zur Optimierung der Empfängniswahrscheinlichkeit geeignet. In Deutschland beschäftigen sich die Universitäten in Heidelberg und Düsseldorf seit den 197oer-Jahren mit der natürlichen Familienplanung und seitdem sind weit über 40000 Zyklusblätter von Frauen ausgewertet worden. Das Ergebnis der Untersuchung lautet: die Methodensicherheit der symptothermalen Methode liegt bei 0,4! Das bedeutet, wenn 100 Frauen 1 Jahr lang auf diese Weise verhüten, dann werden 0,4 Frauen schwanger. Und damit ist NFP eine ernst zu nehmende Alternative zu hormonellen Verhütungsmitteln.

Wie genau funktiotioniert die Verhütung mit der symptothermalen Methode? Es geht hier um einen gut erlernbaren Weg, zwei oder mehrere Körperzeichen im Laufe des weiblichen Zyklusses zu beobachten, meist wird der Zervixschleim (das Sekret, dass der Muttermund um den Eisprung herum absondert) und die morgendliche Temperatur verwendet. Wenn man sich in diese Methode einarbeitet, sind die Zeichen sehr leicht zu deuten und geben durch das Prinzip der doppelten Kontrolle einen großen Empfängnischutz.

Doppelte Kontrolle bedeutet hier: Die morgens gemessene Temperatur bekommt in der zweiten Zyklushälfte einen Anstieg, der zeigt: nun ist der Eisprung erfolgt, es kann keine Empfängnis mehr statt finden. Nach erfolgtem Anstieg werden drei Tage Sicherheitsreserve dazu gegeben. Ebenso verändert sich das Zervixsekret. Um den Eisprung herum wird es sehr klar und flüssig und schlägt dann um in zähfließenderes Sekret. Auch hier werden nach dem Zeitpunkt der Veränderung drei Tage Sicherheit dazu gegeben. Je nachdem welches Zeichen zuletzt kommt, dieses läutet dann die unfruchtbare Phase ein und es kann ungeschützter Geschlechtsverkehr stattfinden. Bis dahin sind dem Paar alle Formen der körperliche Zuneigung erlaubt, es darf lediglich kein Sperma in die Nähe der Vulva kommen.

Einige Paare verwenden in der Zeit, bis die nicht mehr fruchtbare Zeit eintritt, andere Methoden zur Verhütung, dann verändert sich die Sicherheit von NFP in Richtung der verwendeten Methode. Andere Paare finden in der fruchtbaren Zeit andere Wege des körperlichen Kontaktes, hier entsteht auch viel Raum für Kreativität und Austausch über die gemeinsame Sexualität

Ich habe in meinen Beratungen schon vielen Frauen und Paaren diesen Verhütungsweg ans Herz gelegt und und bekomme, meist sehr erfreute und zufriedene Rückmeldungen. Viele Paare sehen die natürliche Familienplanung als einen Weg, partnerschaftlich mit der gemeinsamen Fruchtbarkeit umzugehen. Und dies ist ein wichtiger Aspekt: Verhütung ist nämlich ein Thema beider Partner. Bei der Frau reift pro Zykus nur eine Eizelle heran, sie ist nur an wenigen Tagen im Monat fruchtbar, währenddessen der Mann ständig zeugungsfähig ist, da täglich Millionen von Spermien gebildet werden. Meist kümmert sich aber nur die Frau um dieses Thema.

Manchmal ernte ich aber auch, wenn ich einen Übergang zum NFP vorschlage, zunächst skeptische Blicke und man kann sehen, dass diese Methode kaum bekannt ist und das sehr viele Mythen im Umlauf sind. Hier stelle ich Ihnen einige vor:

- NFP ist sehr umständlich: Nein, eigentlich müssen Sie nur einige Momente am Tag Ihrer Fruchtbarkeit widmen. Sie messen morgens die Temperatur, beobachten tagsüber das Zervixsekret und zeichnen dies in eine Tabelle ein. Für diesen geringen Zeitaufwand bekommen Sie eine absolut kostengünstige, sichere und nebenwirkungsfreie Methode der Verhütung.

- An jedem Tag im Monat muss gemessen werden: Nein, nur in der Lernpahse, später, wenn Sie erfahren sind, dann messen Sie an den potentiell fruchtbaren Tagen, sobald sich das Zervixsekret verändert. Wenn der Eisprung vorbei ist, brauchen Sie erst im nächsten Zyklus wieder Temperatur messen.

- Man muss jeden Tag zur gleichen Zeit messen: Meistens stören Abweichungen von 1,5 Stunden bei den meisten Frauen überhaupt nicht, größere Abweichungen werden gesondert notiert und in die Auswertung miteinbezogen.

- NFP funktioniert nur bei absolut regelmäßigem Lebenswandel: Nein, auch Frauen im Schichtdienst können damit wirkungsvoll verhüten.

- Das ist doch bestimmt nicht sicher: Doch! Siehe weiter oben. Das Entscheidente ist, das man sich gut in die Methode einarbeitet oder einweisen lässt.

- Man muss immer die ganze Nacht durchschlafen, um die Temperatur messen zu können: Nein, das ist veraltet. Früher ist dies empfohlen worden, aber die Auswertung der vielen tausend Zyklusblätter durch die Forschungsgruppen hat ergeben, dass zwei Stunden Ruhephase durchaus ausreichen! Also auch, wenn ihr Baby Sie nachts weckt, können Sie NFP anwenden.

- Davon kann ich meinen Mann nicht überzeugen! Versuchen Sie es! Ich erlebe in der Praxis viel eher, dass Männer sehr interessiert sind und durch die vorhandenen Studien und Auswertungen sehr wohl zu überzeugen sind. Wenn Sie natürlich ein Exemplar zuhause haben, dass sich seiner Verantwortung für seine Zeugungsfähigkeit entziehen möchte und diese gerne auf Sie abwälzt, dann ist dies ein anderes Thema und hat mit der Methode an sich nichts zu tun. Sie müssen entscheiden, wieviel Verantwortung sie alleine zu tragen bereit sind! Ich kenne viele Männer, die mit großem Eifer die Zyklusblätter Ihrer Partnerin führen und auswerten.

- NFP ist bestimmt sehr schwer zu erlernen: Nein, ich berate Sie gerne in der Praxis, es gibt aber auch ein sehr gutes Buch, dessen Titel ich hier gerne verlinke. Es nennt sich "Natürlich und sicher" aus dem Trias-Verlag und ist hier anzusehen.

Hier können Sie sich ein Zyklusblatt herunterladen und gleich mit Ihren ersten Eintragungen beginnen.

Eine Internetseite mit ausführlichem Forum finden Sie unter myNFP, dort gibt es auch eine App für Ihr Smartphone. Ebenso finden Sie dort auch sehr gut erläuterte Informationen.

- Ich messe doch schon Temperatur, um die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zu erhöhen. Die alleinige Temperaturmessung reicht weder zur sicheren Verhütung noch zur Erhöhung der Empfängniswahrscheinlichkeit aus. Es ist die Kombination von mehreren Körperzeichen, die es ermöglichen den wahrscheinlichsten Zeitpunkt für eine Empfängnis zu ermitteln.

Falls Sie Fragen zur symptothermalen Methode haben, beantworte ich Ihnen diese gerne in einem persönlichen Gespräch. Vielleicht konnte ich Sie mit diesen Zeilen ja auch ein wenig neugierig machen, sich mit Ihrem Körper und Ihrem Zyklus ein wenig genauer zu bschäftigen. Ob nun zur Verhütung, zur Verwirklichung Ihres Kinderwunsches oder einfach, um Ihren Körper besser kennenzulernen: Viele Frauen möchten heute nicht mehr ahnungslos sein. Sie wollen aktiv auf die Aspekte Ihrer Gesundheit Einfluss nehmen. Das Wissen, dass Sie mit der natürlichen Familienplanung über Ihren Körper bekommen, gibt Ihnen eine größere Möglichkeit der Selbstbestimmmung über Ihre Weiblichkeit. Es ist ein Geschenk, den eigenen Körper und die Zyklusvorgänge immer besser kennenzulernen. Und das nur innerhalb einiger Minuten, die sie im Laufe des Tages invstieren müssen.

Aus rechtlichen Gründen muss ich hier erwähnen: Dies ist keine individuelle Gesundheitsempfehlung, sondern nur eine allgemeine Information.

Keine Verhütungsmethode ist zu 100% Prozent sicher und ich übernehme keine Haftung, falls bei Anwendung der hier dargestellten Methode eine Schwangerschaft entsteht. So nun ist den rechtlichen Bestimmungen auch Genüge getan :-)

Über eine weitere hormonfreie Methode der Verhütung, die ich in der Praxis häufig empfehle, ist das neue Caya-Diaphragma. Schauen Sie sich das schöne Design hier schon einmal an, die Informationen dazu folgen in Kürze.

bottom of page